Mein Onkel Seppl musste mit 18 Jahren, gegen seinen Willen, in einen Krieg gehen und ist nie mehr heimgekommen.
Sein Grab liegt ohne Stein irgendwo im Norden Frankreichs.
Ich habe ihn nie kennengelernt, aber eine besondere Verbindung besteht
über Zeit und Raum hinaus.
- Feuer
- Ich habe vieles verloren
- Wenn am Beginn eines Lebens der Krieg steht
- Ich sah Engel wandern
- Nie allein
- Mein Herz
- Die Wege meines Lebens
- Das ganze Leid der Geschichte
- Gebet um Frieden
Feuer
Das Feuer hat alle meine Schmerzen aufgelöst.
Jene aus meiner Jugend auf der Flucht im Krieg,
jene meiner Erwachsenenjahre und jene meines Alters.
Ich tauche ein in ein weites Licht,
das bis zu Euch strahlen wird.
Ein Licht, in dem ihr meine ganze Kraft finden könnt,
die ich nun Euch hinterlassen möchte.
Jeder kann aus meinem Leben, das nehmen für seine Hände und sein Herz,
was am besten zu ihm oder ihr passt.
Alles, was nicht Liebe war in meinen Tagen,
weil die Wunden der Geschichte noch nicht verheilt waren,
hat das Feuer gelöscht.
So beginnt nun unsere gemeinsame Zukunft ganz neu
geborgen in Gottes Liebe.
Ich habe vieles verloren
Ich habe in meinem Leben viel verloren.
Durch den Krieg habe ich zwar nicht meinen Körper verloren,
aber alles, was man zu einem glücklichen Leben braucht.
Sicherheit, Heimat, Verbundenheit mit den Wurzeln, die jeder braucht,
um auch in Stürmen des Alltags genug Kraft zu haben.
Die Wege zu meinen Familien hat die Flut der Schmerzen
in meinem Herz weggespült.
Jetzt kann ich nur darauf warten, ob jemand von ihnen beginnt,
eine Brücke zu bauen über den Abgrund der Zeit.
Ich würde so gerne der Gast in Euren Häusern sein,
den man gerne einlädt, seine Erfahrungen zu teilen,
damit die eigenen Wege klarer zu sehen sind.
Die Vergangenheit war so wie sie war und sie ist nur scheinbar vorbei.
Meine Trauer darüber reicht bis zu den Sternen
über dem Haus meiner Kindheit.
Nun aber geht es um die Zukunft, in der ich so gerne allen helfen möchte, ihre Hoffnungen und Ziele zu erreichen, gerade deshalb,
weil ich das in meinem Leben nicht erreicht habe.
Ich möchte ein Teil der Sicherheit sein,
die ihnen Vertrauen ins Leben schenkt, gerade deshalb,
weil ich sie nicht gefunden habe.
Ich möchte ein Teil der Geborgenheit sein, die keinen Ort braucht,
weil sie überall ist wo ihr seid.
Ich möchte von Herzen gerne immer mit Euch sein
Wenn am Beginn eines Lebens
Wenn am Beginn eines Lebens der Krieg steht, bleiben die Wege noch dunkel
lange wenn die Waffen schweigen.
Wenn am Beginn eines Lebens die Angst steht trägt das Herz Wunden
noch lange wenn man im Außen nichts mehr sieht.
Wenn am Beginn eines Lebens ein Schmerz steht,
der über die ganze Erde reicht,
reichen 100 Jahre Frieden nicht aus, um ihn zu löschen.
Ich sah Engel wandern
Ich sah Engel wandern, zu jedem, der am Grab stand.
Wie mit einem Korb, haben sie sanft die guten Erinnerungen
an Euren Vater in den Herzen der Menschen gesammelt,
wie wenn es leuchtende Früchte wären, an einem Baum des Lebens.
Und gemeinsam mit ihm standen sie an Gottes Thron
haben den Korb gelehrt und es waren sehr, sehr viele.
Gott hat gelächelt und ihm gedankt, wie er es allen Menschen tut,
die den Engeln der Menschen die Arbeit leichter machen,
indem sie gut für sie sorgen und sie zum Lachen bringen.
Die dunklen Tage im Krieg und danach waren zu schwer für den Korb,
sie mussten auf der Erde bleiben.
Dort warten sie auf einen neuen Frühling, damit sie Samen sein dürfen,
für Frieden und Glück auf der Welt.
Nie allein
Schöpfer der Welt, sicher warst Du bei mir
bei meiner Geburt und bei jedem ersten Schritt.
Du warst bestimmt bei mir in meiner Angst,
in einem fernen Land, mitten in einem Krieg.
Du warst ganz nahe bei mir, als ich mein Leben dann wieder
in meine eigenen Hände nehmen konnte,
meine Entscheidungen fällen durfte und meine Ziele wichtig waren.
Ich habe Dich gespürt jedes Stück meines Weges
und so war es nur ein ganz kleiner Schritt in jene Heimat,
die Dein Sohn Jesus uns bei Dir versprochen hat.
Und ich glaube fest, weil Du ein Gott der Liebe bist,
diese Himmelswohnung liegt nicht irgendwo im fernen Universum,
sondern sie wurde mitten zwischen die Häuser in meine Stadt gebaut.
Mein Herz
Durch eine Zeit der Waffen wurde mein Herz geschmiedet,
ohne dass es zerbrochen ist, mitten im Tod von so vielen.
In den Zeiten des Friedens hat mein Herz geschlagen für meine Familie,
für meine Freunde, für meine Arbeit.
Nun schlägt mein Vaterherz im selben Rhythmus
wie das unseres himmlischen Vaters und in seiner Liebe
bin ich bei Euch, wo immer ihr auch seid, auf dieser seiner Welt.
Die Wege meines Lebens
Nun werde ich noch einmal auf allen Wegen gehen,
durch die mich mein Leben geführt hat.
Vom Haus der Eltern bis in die Schulen und an jene Orte,
wo ich Kind war.
Von den weiten Wegen des Krieges,
die meine Jugend so schwer gemacht haben,
bis zum Weg zurück in die Heimat.
Ich gehe die Straßen des Berufes und folge den Wegen
die ich in Liebe gegangen bin.
Ich setzt meine Füße noch einmal überall dorthin,
wohin ich meine Kinder begleitet habe,
und wohin mich mein Glaube geführt hat.
Dann suche ich die schweren Steige aus der Zeit meiner Krankheit.
Und das Ziel aller dieser unzähligen Schritte durch Jahre und Tage,
wird der Himmel sein.
Das ganze Leid der Geschichte
So lange wir lebenbhat unser Blick Grenzen.
Wir können nicht durch Berge sehen,
nicht einmal durch die flüchtigen Wolken.
Wir können nur wenige der Sterne erkennen und nur alles,
was groß genug ist, zum Begreifen.
Wir können die Liebe nicht sehen und nicht die Angst.
Nun, mit meinen neuen Augen sehe ich
das ganze Glück und Leid der Geschichte,
sehe die Feinde und Freunde von damals in einem gemeinsamen Bild,
so wie Gott sie gesehen hat.
Ich sehe jede Sekunde meiner Zeit und was sie bewirkt hat
und voll tiefer Dankbarkeit sehe ich das Lächeln der Menschen um mich, immer, wenn sie an mich denken.
Gebet um Frieden
So viele Männer sind gestorben,
weil Menschen Kriege führen.
Der Schmerz ihrer Eltern und ihrer Kinder
schlägt Wellen der Trauer durch die Zeit.
Hilflos bedecken wir ihre Gräber mit Zorn
sammeln verwehte Spuren und Fotos eines
gestohlenen Lebens.
Und beten um Frieden für die Männer und Söhne
der Welt von heute.